Donnerstag, 11. September 2014

Muschelkrebse, Ostrakoden - mit einer Falle einfachst fangen

Kleine rundliche „Dingse“ im Aquarium, um 1 bis 2 Millimeter, sehen aus wie ovale Kügelchen, bewegen sich schnell über den Bodengrund oder wie kleine Hubschrauber rotierend - das sind Muschelkrebse, richtiger Ostrakoden bzw. Ostracoen (eine Krebsunterart). 
© Bernd Kaufmann
Ihre Körperform, zwei Halbschalen, die den weichen Körper schützen, waren namensgebend für die kleinen Nützlinge, die auch mal zu Plagegeistern werden können, wenn es viel zu viele werden. Sie fressen Futterreste und Aas, weshalb man sie auch in der Nähe der Futterstelle findet. In der Regel also nützliche Mitbewohner, die das Becken sauber halten, weshalb es erst einmal keinen Grund gibt, Bedenken zu haben. Treten sie in sehr großen Massen auf, können Aquarienmitbewohner so gestresst werden, dass sie in Lebensgefahr kommen. Napfschnecken ziehen sich in ihre Gehäuse zurück und gehen ein. Bei Garnelen konnte ich keine Probleme beobachten, aber bei Flusskrebsen. Manche hungrige Muschelkrebse versuchen, unter den Carapax der Flusskrebse in den Kiemenraum und an die Kiemen zu kommen.
Manche Aquarianer sagen "Quatsch, die sind doch völlig harmlos!" Es gibt aber nicht nur eine Art Muschelkrebse. Manche greifen andere Tiere an, wenn sie nicht genug Aas finden. 
Tipp: Möchte man wissen, wie viele man tatsächlich hat, lohnt sich ein Blick bei Nacht ins Aquarium mit einer Taschenlampe.
Werden sie lästig, kann man sie entweder mit einem feinmaschigen Kescher absammeln oder mit einem Schlauch absaugen. Manche lassen sich in Fallen locken, was aber nur funktioniert, wenn man den richtigen Köder findet. Dabei kommt immer drauf ein, welche Muschelkrebsart man vor sich hat. Manche mögen Gurke, andere Fleisch, zum Beispiel eine tote Schnecke. Treten sie in großen Mengen auf, gibt es meist ein „Nest“, zum Beispiel ein grobporiger Schwamm im Filter. Findet man das Nest nicht, wird man nicht Herr über die sie. Was immer hilft - angemessen füttern. 
Sehr gut bei carnivoren Muschelkrebsen hilft eine einfach Falle, hergestellt aus einem Marmeladenglas. Ein paar Löcher mit einem Dosenmilchöffner in den Deckel und schon ist die Falle bereit. Zuletzt noch eine tote Schnecke oder ein anderes tierisches Protein hinein schon ist die Jagdsaison eröffnet. Ich habe ganz gute Erfahrungen mit einem Stückchen Rinderhackfleisch gemacht. Regelmäßig austauschen ist Pflicht. Bleibt die Falle zu lang im Becken, fressen die Muschler sich satt und gehen wieder raus. Außerdem gammelt Fleisch in Wasser sehr schnell.
Manche Aquarianer hassen Muschelkrebse geradezu. Für diese hab ich eine gute Nachricht! Cambarellus shufeldtii Zwergflusskrebse fangen und fressen Muschelkrebse. Zuerst war mir aufgefallen, dass ich in meinen Alabama-Becken noch nie einen Muschelkrebs gesehen habe. Später konnte ich Alabamas sogar bei der Jagd auf Muschelkrebse beobachten. 
Setzt man sie in ein mit Muschelkrebsen besiedeltes Becken, werden die Südstaatler sofort den Krieg eröffnen. Wenige Zwergflusskrebse werden die Dingse wohl nicht vollständig ausrotten, aber gut in Schach halten. Ein große Truppe merzt Muschelkrebse vollständig aus. Ist nur eine Frage der Zeit.
Cambarellus shufeldtii Alabama

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