In meiner facebook-Gruppe "Nano-Aquarium für Anfänger" kommt immer mal die Frage nach den sogenannten Filterbakterien, was mit denen wohl passiert, wenn der Filter stehen bleibt und was man unternehmen kann.
Meist kommt die Antwort, dass die Bakterien dann sterben.
Kann sein, muss es aber nicht. Bakterien sind keine homogene Gruppe, manche brauchen O2, für andere ist das Gift, aber allen gemeinsam ist, dass sie sich ernähren und durch Zellteilung vermehren.
Bakterien gehören zu den ältesten Lebewesen der Welt, deshalb fällt es mir schwer zu glauben, dass sie gleich sterben, nur weil sie von der Versorgung abgeschnitten sind.
Manche Bakterien können tausende von Jahre überleben!
Ich weiß es nicht, und ich bin sicher, niemand weiß genau, was passiert, wenn der Filter stehen bleibt.
Bakterien sind noch nicht gut erforscht.
Viel "Wissen" ist reine Spekulation.
Ich spekuliere auch mal: Die Bakterien bekommen also keine oder kaum noch Nahrung, diejenigen unter ihnen, die aerob sind, bekommen zu wenig O2 - Vorraussetzungen für eine erfolgreiche Vermehrung fehlen.
Meine Hypothese: Die Bakterien stellen ihre Zellteilung ein oder fahren sie einfach runter.
Die Nitrifikanten unter ihnen erfüllen dann vorübergehend ihre Aufgabe nicht mehr zur vollsten Zufriedenheit des Aquarianers - außer, er reagiert!
Sofort Fütterung der Wassertiere einstellen oder reduzieren, um Abbau-Produkte vom Eiweiß niedrig zu halten, O2 im Becken erhöhen.
Kein Futter, weniger Aussscheidungen und weniger gammelnde Futterreste!
Dann sollten die für Tiere ungünstigen Wasserwerte, vor allem Nitrit, auch nicht dramatisch ansteigen. Passiert das doch, muss es andere Probleme geben, dann hat der Aquarianer nicht oder falsch reagiert.
Wer ständig Mulm absaugt und zu viel füttert, braucht sich nicht wundern, wenn er zu wenig Bakterien, dafür zu viel Müll im Becken hat.
Um die Filterbakterien zur Weiterarbeit zu motivieren, könnte man die Filterelemente einfach ins Becken legen. Einen Sprudelstein oder besser, einen Oxydator ins Becken geben und schon geht das Leben weiter. Hat man genug Wasserpflanzen und Licht sorgen diese für genug O2. Solange die Bakterien feucht gehalten werden, sollten sie auch nicht sterben. Es gibt übrigens sogar Bakterien, die lange Trocken-Phasen überleben können!
Reine Spekulation. Meine Hypothese beruht auf meiner Erfahrung mit Bakterien in der Medizin und Beobachtungen in der Natur. Zum Beispiel, dass Wassertiere jeder Größe, sogar Forellen, an der Donauversickerung bei Immendingen lange Zeit dicht gedrängt in der kleinsten Pfütze überleben können, ohne gleich an einem "Nitrit-Peak" einzugehen.
Hallo Roland,
AntwortenLöschenich kann deine Hypothese anhand eines aktuellen Ereignisses ein klein wenig untermauern.
Aufgrund unseres Stromnetzbetreibers fiel hier in der vergangenen Woche der Strom für 10 Stunden am Stück aus. Die meisten meiner 16 Aquarien (25 - 128 Liter) werden über HMF gefiltert, sind gut bepflanzt, laufen recht lange und sind nicht penibel von Mulm befreit. Die Aquarien sind durchschnittlich bis stark besetzt. Ich halte vorwiegend Wildformen Lebendgebärender Zahnkarpfen und Goodeiden. Das Einzige, was ich in der stromlosen Zeit (nach ca. 4 Stunden) getan habe, war ein Wasserwechsel von ca. 10 - 20 % in einigen Aquarien. Abgesaugt wurde natürlich hinter der Filtermatte. Somit gab es also für sehr kurze Zeit eine geringe Strömung in den Filtermatten.
In keinem der Aquarien war (bis heute) nach dem Strom- und somit Filterausfall ein Verlust an Tieren zu beklagen. Alle Bakterien gestorben? Wohl kaum!
Gruß Micha
Hallo Micha,
Löschenvielen Dank für dieses interesante Feedback!
Beste Grüße, Roland